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Schnurrgruppen Wenn man am Schmotzigen Donnerstag in einem einstens zur Fasnetszeit äußerst beliebten Lokal schon vor Mitternacht fast allein dasitzt und am ersten Tag der "höchschden Feierdäg" bereits von einem Hauch Aschermittwoch umgeben ist, gerade dort, wo es früher auch um diese Zeit noch kaum ein Durchkommen gab und das Narrentreiben noch in vollem Gange war, dann kommt man zwangsläufig ins Grübeln. Dabei hört man immer wieder die Klage, der Fasnet würden die Wirtschaften ausgehen. Manchmal ist's wohl eher umgekehrt, manchen Lokalen geht so nach und nach die Fasnet verloren. Und dazu immer wieder die Aussage von Älteren, dass die Fasnet auch nimmer das sei, was sie mal war, die nachdenklich macht. Ja, wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass in diesem Lokal die Musik nicht laut genug ist, so dass man sich sogar noch unterhalten kann, was für Schnurrgruppen eigentlich ein absolutes Muss ist. Dort, "wo der Bär los ist", da stehen die Schlangen vor dem Eingang und warten auf Einlass, denn dort ist die Musik laut, oft gar nicht fasnächtlich und oft so laut, dass fast jedes Gespräch unmöglich ist und Schnurrgruppen gleich auf dem Absatz kehrt machen. Verkehrte Fasnetswelt! Über kurz oder lang wird man wohl nicht umhin kommen, "Schnurrgruppen" zur vom Aussterben bedrohten Narrenspezies zu erklären. Oh jerum! Der folgende Artikel aus dem "Zollern-Alb-Kurier" sei daher dieser Spezies, die lokal auch "Maschger" oder "Mäschgerle" heißt, gewidmet. ("Narren-Spiegel", 3/2004) "Maschger" schwören auf die Anonymität Am Schmotzigen findet die Dotternhausener Fasnet in den Wirtschaften oder in Privathäusern statt Mondstupfer, Umzug, Bunter Abend - diese Teile der Dotternhausener Fasnet sind wohl bekannt. Ein wichtiger Aspekt des Brauchtums aber findet in Wirtschaften und Privatwohnungen statt. Der Schmotzige ist in Dotternhausen nicht nur der Auftakt zum Endspurt der närrischen Zeit, sondern auch der wichtigste Tag für die so genannten Maschger, bis zur Unkenntlichkeit verkleidete Narren, die zumeist in Gruppen auftauchen und die Dotterhausener Wirtschaften heimsuchen. Aber auch Privathäuser und Wohnungen sind vor den Maschger nicht sicher. Die wichtigste Regel bei den Dotternhausener Maschger, die am Schmotzigen wieder zahlreich in der Plettenberg-Gemeinde angetroffenen wurden, ist die absolute Anonymität der Narren. Das größte Sakrileg wäre es, die Larve vor Mitternacht zu "lupfen" und die wahre Identität zu verraten. Die Anonymität ist wichtig, denn die Maschger haben eine ganz spezielle Aufgabe. Man "sagt auf". Lustige Ereignisse aus dem vergangenen Jahr werden den Betroffenen "brühwarm" erzählt. Dabei ist es eine Kunst, sich nicht im Ton zu vergreifen und dem Angesprochenen doch gehörig die Leviten zu lesen. Wenn die "Opfer" der Maschger nicht in den Wirtschaften zu finden sind, suchen sie sie auch zu Hause auf. Und dort wird es dann so richtig gemütlich. Man versucht natürlich, die Identität der Maschger zu lüften. Dabei wendet man alle Tricks an, die allerdings in den meisten Fällen scheitern. Zumeist als "Alte" verkleidet ziehen die Maschger-Gruppen durch die Plettenberg-Gemeinde. In den vergangenen Jahren kamen jedoch immer mehr "Fräulein", "Ritter" oder "Teufel" dazu. Entweder sucht man die Verkleidung aus alten Kleidern und Schuhen zusammen, die über Jahre hinweg angesammelt worden sind, oder man stellt in mühevoller Arbeit ein eigenes Häs her. Wichtig sind auch Handschuhe, denn schon an den Fingern kann erkannt werden, ob eine Frau oder ein Mann unter der Maske steckt. Die Klamotten müssen schon lange abgetragen sein, damit der frühere Besitzer nicht mehr identifiziert werden kann. Und so findet Großmamas alte Schürze oder Opas Winterstiefel auch Jahre nachdem sie zum letzten Mal getragen wurden, wieder Verwendung. Mitternacht Schlag zwölf Uhr hat der Mummenschanz ein Ende. Die Maschger dürfen die Larven abnehmen und sich zu erkennen geben. Viele der verkleideten Narren ziehen es allerdings vor, nach Hause zu gehen, um dort ein neues Häs anzuziehen. Und so wird oftmals noch Jahre später von "deam alta Weib" erzählt, das damals diesem und jenem "aufgesagt" hat und danach spurlos verschwunden ist. Dieser Kleiderwechsel hat aber auch einen ganz praktischen Hintergrund. Denn närrische Detektive mit gutem Gedächtnis können sich durchaus merken, wer im vergangenen Jahr unter den auffallendsten Gewändern gesteckt hat. Wer also sein Häs auch im nächsten Jahr noch gebrauchen will, sollte die Anonymität unter der Verkleideung auch nach Mitternacht nicht aufgeben. Die Anonymität unter der Larve ist eines der wichtigsten Merkmale der historischen Fasnet. In Dotternhausen ist sie am Schmotzigen noch lebendig. Daniel Seeburger, "Zollern-Alb-Kurier", 09.02.2002 |
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