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Masken – Brauch und Mythos
Bestandskatalog der Maskensammlung des Salzburger Museums Carolino Augusteum
Ernestine Hutter
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Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Volkskundlichen Abteilung des Salzburger Museums Carolino Augusteum war bis zum Oktober in den Museumsräumen des Monatsschlössl in Hellbrunn eine bedeutende Ausstellung zu sehen. Seit 1924 ist in den historischen Räumen oberhalb des Hellbrunner Schlossgartens das Volkskundemuseum untergebracht und bereits seit 1858 sammelt man in Salzburg bedeutende Masken aus Österreich und den angrenzenden Regionen.
Mit dem Erwerb der Maskensammlung Klinger aus Salzburg im Jahre 1995 und dem jüngst erfolgten Ankauf der Sammlung Weninger aus Freising wurde der Museumsbestand nicht nur quantitativ ergänzt, sondern auch durch bisher weniger berücksichtigte Maskentypen abgerundet. Im Besitz des Museums befinden sich somit außerordentliche Stücke aus Tirol, Salzburg, Süddeutschland und der Schweiz, wodurch der Salzburger Museumsbestand sicher zu den bedeutendsten Sammlungen Europas avancierte.
Die reiche Geschichte der Maskenkultur des Alpenraumes wurde in der Ausstellung mit zahlreichen ungewöhnlichen Perchten-, Krampus- und Schauspielmasken des 18. und 19. Jahrhunderts hervorragend dokumentiert. Beeindruckend auch die Tiroler Muller- und Tuxermasken des frühen 19. Jahrhunderts, die in dieser Qualität nur äußerst selten zu sehen sind.
Die Stücke aus dem osttirolischen Matrei bestachen durch ihren krassen Ausdruck und die kolossalen Dimensionen. Die jüngeren Larven dieser Region lassen teilweise einen Einfluss der im amerikanischen Halloween verwendeten synthetischen Masken vermuten. Diese ursprünglich aus Zirbelkiefer oder Lindenholz geschnitzten Klaubaufmasken wiegen bis zu 6 kg und wurden deshalb in jüngster Zeit auch aus dem leichteren Aluminiumblech gefertigt.
Eine der ältesten Fasenicklmasken aus dem fränkischen Altmühltal, deren Entstehungszeit von den Ausstellungsmachern um 1700 geschätzt wird, ergänzte die modern gestaltete Ausstellung, bei der es dem Besucher gestattet war, den Objekten ganz nah zu kommen und somit die Prachtstücke detailliert zu bestaunen.
Die qualitätvollsten Stücke waren jedoch die aus dem Werdenfelser Land stammenden so genannten Kirchenlarven. Diese wurden einst von den Meisterbildhauern und Fassmalern während des Baus der Barockkirchen in Garmisch und Mittenwald gefertigt. Die Larven waren damals Entlohnung für die Bauern, bei denen die Künstler untergebracht waren.
Schade nur, dass die von Ernestine Hutter zusammengestellte Ausstellung im schwäbisch-alemannischen Raum kaum bekannt war und dass die Schau nicht auch in anderen Regionen zu sehen war.
Für alle Maskenfreunde, die diese ungewöhnliche Ausstellung nicht sehen konnten, ist erfreulicherweise ein Bestandskatalog erschienen. Hier werden alle 103 ausgestellten Meisterwerke detailliert beschrieben. Ein Literaturverzeichnis ergänzt den erstklassig gestalteten und empfehlenswerten Katalog.
Das Buch ist ein herrliches Trostpflaster mit prächtigen und beeindruckenden Farbfotos der interessantesten Stücke und damit mehr als ein wohltuendes Bilderbuch voller Zeugnisse hoch stehender Volkskunst in Zeiten ratternder Kopierfräsen.
Wolfgang Koch |
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