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Der 11.11. ist nun da ...
"Der 11.11. ist nun da,..." so und so ähnlich beginnt so manches Lied, das in den nächsten Tagen auf einigen Veranstaltung in unserer Umgebung gehört werden kann. Nicht wenige feiern an diesem Tag den Beginn der Fasnet, des Faschings, des Karnevals oder der Kampagne (was auch immer das sein soll?). Aber alle diese Bräuche, egal ob im Schwabenland oder im Rheinland, finden immer im Januar und Februar statt und haben ihren Höhepunkt und zugleich ihren Abschluß am Fasnetsdienstag. Wie kann es da sein, dass an einem Tag, der zeitlich überhaupt in keinem Zusammenhang mit der Fasnets- oder Karnevalszeit steht, ausgerechnet der Anfang derselben sein soll? Hat sich da nicht einfach mal jemand mit den Kalender vertan oder handelt es sich hier schlicht um eine Provokation? Nun, ganz so einfach ist es nicht. Genauso wie die katholische Kirche vor Ostern zur österlichen Bußzeit aufruft (die bekanntlich am Aschermittwoch beginnt und als Gegenstück zur Fasnet bekannt ist), so gibt es natürlich ein weihnachtliches Pendant, die weihnachtliche Bußzeit. Und diese beginnt am 12.11., sie ist aber im Gegensatz zur österlichen Fastenzeit heute sehr in Vergessenheit geraten. Der 11.11. wurde daher auch schon "Adventsfastnacht" genannt. Genauso wie der Fasnetsdienstag war der 11.11. früher im bäuerlichen Brauchtum der Beginn des Wirtschaftsjahres, verbunden mit dem Ende der Korn- und Weinernte, Entlohnung des Gesindes, Viehaufstallung, usw...., da in der Bußzeit derartige Geschäfte untersagt waren. Hinzu kam der Symbolwert der Zahl 11, die seit dem Mittelalter als närrische und unheilige Zahl galt, da sie einerseits die Zahl der zehn Gebote überschritt und andererseits die Zwölfzahl der Apostel nicht erreicht. Trotz all dieser Gründe konnte sich der 11.11. nicht als der Tag, an dem die schwäbisch-alemannische Fasnet beginnt, etablieren. Dieser in Neuhausen und in zahlreichen Orten auf der Alb, in Oberschwaben, am Bodensee, im Schwarzwald, in der Rheinebene und auch in der Schweiz beheimatete Brauch, der von uns allen geliebt und gepflegt wird, hat seinen Beginn am 06.01., früher sogar erst an Maria Lichtmeß Anfang Februar. Der 11.11. gilt vor allem als Auftakt des rheinischen Karnevals mit seinen Hochburgen Köln und Düsseldorf. Der Fasnetsbeginn am 06.01. schließt an manchen Orten eine kleine Veranstaltung am 11.11. nicht aus, aber für einen echten Narren schwäbisch-alemannischer Gesinnung kann der 11.11. niemals die Bedeutung des 06.01. erlangen. Der 11.11. hat im Kirchenjahr trotz alledem seine Bedeutung. Er ist seit langer Zeit bekannt als der Martinstag, dem Namenstag des Heiligen Martin von Tours. Das Lexikon weiß unter dem Begriff "Martinstag" Folgendes zu berichten: "Martinstag, Martini, Tag des heiligen Martin von Tours (11.11.), wird besonders in Holland, Flandern, Luxemburg und am Niederrhein zu einem Volksfeiertag. Am Vorabend werden Martinsfeuer abgebrannt. Umzüge der Kinder, Martinssingen, mit Martinslampen und der Erwachsenen mit Vermummung finden statt. Er wird durch den Martinsschmaus (Martinsgans, Martinsgebäck) gefeiert. " Der heilige Martin ist heute vor allem dadurch ein Begriff, da er der Über1ieferung nach in einer kalten Nacht seinen wärmenden Mantel selbstlos mit einem zufällig seinen Weg kreuzenden Bettler teilte. Dies wird auch in Neuhausen jährlich am Abend des 11.11.im Anschluß an einem Abendgottesdienst nachgespielt. Über den heiligen Martin weiß das Lexikon Folgendes zu berichten: "Martin von Tours, Bischof von Tours (Frankreich an der Loire gelegen), geboren in Sabaria (Ungarn) 316 oder 317, gestorben in Candes (Frankreich, Département Indre-et-Loire) am 08.11.397, Soldat, dann Mönch und 371 Bischof von Tours. Er gründete dort um 375 das Kloster Marmoutier, bekämpfte die Überreste heidnischen Glaubens. Er ist der Schutzheilige des merowingisch-fränkischen Reiches. Namenstag 11.11. (Martinstag); Kennzeichen: Gans und Mantel". So gedenken wir am 11.11. des heiligen Martin und freuen uns auf dem 06.01., denn da kehrt die Fasnet endlich wieder in unser Leben zurück. Rückblickend auf das Leben des Martin kann man sagen, dass er, wenn auch nur symbolisch, durch die Teilung seines Mantels mit einem Bettler, gegen das Leid und die Armut dieser Welt genauso viel getan hat, wie dies eine echte und gelungene schwäbisch-alemannische Fasnet in unseren Herzen tun kann. Hat dieser Tag auf versteckte Weise vielleicht also doch eine kleine Verwandtschaft mit der Fasnet? Andreas Lotter, Brauchtumswart der www.freie-narren-neuhausen.de (2001) |
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