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Rettet die Fasnetswirtshäuser!
Einladung an die Waghalsigen von Christof Heppeler
Das erste Bild Ohne Wirtshäuser keine Fasnet Wir gehen davon aus: a. Es gibt Wirtshäuser, die Fastnacht ermöglichen. b. Wir sehen ihnen zurzeit beim Sterben zu. c. Es lohnt sich, diese Wirtshäuser zu retten. Das zweite Bild Das Alte Wirtshaus + Fastnacht = Fastnachtswirtshaus Wir verengen den Blick. Es geht um eine besondere Form von Wirtshaus. „Dorfwirtshaus“ trifft es wohl am besten, womit wir ein Klischee einführen, nur um schnell voranzukommen, alle verwandten Formen mitmeinend.
Das dritte Bild So schaut’s aus Fünf Freunde – fünf Gedanken Wie müssen wir uns eine Fastnachtsbaiz, um das schöne Rotwelschwort anklingen zu lassen, vorstellen? Ich habe fünf Freunde befragt. Alles Praktiker, intime Kenner der Materie. Das ist nicht objektiv, aber effektiv. Das Fasnetswirtshaus Aussehen. Eng. Schwitzig. Klein, aber nicht zu klein. Andererseits: Groß, aber nicht zu groß. Laut, aber nicht zu laut. Musik aus allen Ecken, am besten handgemacht und mundgeblasen. Alt, je älter desto lieber. Wärme, die mit dem Alter kommt. Durchaus verraucht, angegilbt. Möbel: robust. Geschirr: robust. Flair: robust. Wirt: robust. Robust – es muss uns, gegen die die Wilde Jagd wie ein Waldkindergarten daherwackelt, ertragen können. => unmöglich: Halle, Zelt, Lounge Charakter. „Kittel rab und los und scho bischt mittendrin!“ „Alles ischt we älleweil!“ „We d homm!“ Die erlesenen „Insassen“ geben dem Wirtshaus Charakter. Der Charakter findet sich ferner in den Mauern gespeichert. Es riecht regelrecht nach Geschichte(n). Der Geruch wirkt als Nährboden für die Fastnacht. Der Charakter des Wirtshauses fördert und fordert andersherum wieder den Charakter der Fasnet: „Wenn du do nei goscht, moscht ebbes könne!“ => das Grab: Umbau, Modernisierung Sinn. Das ist die Kernerkenntnis, in der sich alle einig waren: Das Wirtshaus ist Katalysator des Miteinanders, Hort der fastnächtlichen Sprache, Grammatikschule der närrischen Verständigung, Partitur des gesamten Fastnachtsorchesters, Humus der wahren Narrheit. Abgang. Die Wirtshäuser sind unwirtschaftlich geworden. Sie sind als Zentrale des Dorflebens entwertet. Die junge Wirtegeneration springt ab oder professionalisiert sich. Essen und Trinken werden zum Selbstzweck. => Es entstehen Wellnessoasen und Gourmettempel, die die Fastnacht abweisen. Rettung. Ja! Unbedingt! Das vierte Bild Innenaußenleben Ich ergänze … ein Meer aus Düften und Gestänken, Gesängen und Gelächter, Geschrei ... ein Königreich massiv ungesunder Speisen ... Bühne für elastische Auftritte und grandiose Abstürze, für Ein-Mann-Opern und Massenchöre ... Durchlauferhitzer vergangenen Lebens... Backofen jetziger Verstrickungen ... Fastnacht wird als Brandung, das Fasnetswirtshaus als Fels wahrgenommen. Wenn Fels, dann Schichtengebirge, Konglomerat, hochverdichtete Ansammlung von schönen und unansehnlichen Spuren. Wer immer öffentlich mit der verkehrten Welt verkehren will, muss sich irgendwann irgendwo sammeln, Gruppen bilden, sich neu verbandeln oder sich ganz verlieren und kann dies nur im Wirtshaus. Der Herzmuskel „Wirtshaus“ saugt uns an, pumpt uns weiter, heizt uns ein, beschleunigt uns. Der Druck bleibt so erhalten, der Kreislauf stabil, die Fastnacht am Leben.
Das fünfte Bild Fastnachtswirtshaus + immaterielle Fastnacht = Elixier der Fastnacht Destillat aus Bild drei und vier ist die ungeordnete unreglementierte Fastnacht, die sich im Wirtshaus selbst zur Aufführung bringt. Die Rede ist von den nicht materiellen Elementen der Fastnacht, jenen Bestandteilen, die sich nicht in Händen halten lassen. Software. Je freier, je „weicher“, je improvisierter, desto schwieriger ist es, die Phänomene zu beschreiben, sie in Worte zu „fassen“ oder in einer Dokumentation „einzufangen“. Damit: zu erkennen im Sinne von „Erkenntnis“, von Wahrnehmung der Bedeutung dieser flüchtigen Komponenten. Bilder sind schnell gefunden. Was sich im Wirtshaus fasnetsmäßig abspielt, darf als Kern der Fastnacht angesehen werden. Das Wirtshaus hütet wie in einem Schatzkästlein das Elixier der Fasnet. Vielleicht hegen Wirtshaus und Fastnacht ein Verhältnis wie zwischen Körper und Seele; die Seele als das lebensspendende, geiststiftende Eigentliche im Innern, ohne die kein Häs, keine Larve, kein Brauch etwas wert sind, wenn es darum geht, als lebendig zu gelten. Ohne Seele bleibt eine Hülle – schön, leer, leblos. Und ohne Wirtshaus keine Fastnachtsseele. Das sechste Bild Züge der Zeit Früher war das Dorf die Welt. Unsere Welt ist ein Dorf, das nicht nur keine Wirtshäuser braucht. Die Fastnachtswirtshäuser werden nicht als solche weggespült, sondern als Dorfwirtshäuser mitgerissen. Und die Dorfwirtshäuser verschwinden nicht als solche, sondern in einem Tsunami von Umwälzungen an der Oberfläche der Gesellschaft, der vom Beben im tiefen Inneren des menschlichen Zusammenlebens herrührt. Was immer unsere Lebenswelten verändert, es hat mit der Fastnacht nicht eigentlich etwas zu tun, strahlt aber durch die Folgen brachial auf die Fastnacht aus. Bis hierher nichts Neues. Nun aber dreht sich der erste Hauptgedanke der hier betriebenen Rettungsaktion gegen den Sturm der Jetztzeit: Wer als Narr Fasnet an der Imbissbude hinnimmt (empirisch bestätigt!), wer sich seine Maschgera-Fasnet vom Bum-bum-Hallenknalleval wegnehmen lässt, wer sich angesichts des Wegsterbens der Fasnetswirtshäuser – in aller Vernunft, weil ja unwirtschaftlich – in die Rolle des Schaulustigen der Katastrophe gezwungen sieht – der lügt oder sitzt einer Lüge auf. Der „Zug der Zeit“ ist nie anderes denn „gemacht“, und zwar von Menschen. Mithin gibt es immer Parallelwege, die sich „machen lassen“. In diesem Fall ist also nicht der Weg das Ziel. Das Ziel ist das Ziel, der Weg dahin beginnt vor Marschbeginn im Kopf. Das siebte Bild Durchblutetes Monument Der zweite Hauptgedanke liest sich so: Jedes einzelne Fastnachtswirtshaus, ohne Ansehens seines Äußeren, ist aufgrund seiner Bedeutung für die historische und gegenwärtige Fastnacht unbedingt als Denkmal einzustufen. Andere haben Alphörner oder Pyramiden. Unsere Pyramiden sind diese wunderbaren Wirtshäuser. Von „Denkmal“ zu sprechen hat Folgen. Das Problem des Verschwindens der Fastnachtswirtshäuser entsteht so gesehen nicht, weil einer Handvoll Narren ihre Baiz die Türe vor der Nase zuschmettert. Verschwinden eines Denkmals bedeutet den unwiederbringlichen Verlust eines ganzen Phänomens, das in eine „Kultur“ oder eine „Gesellschaft“ fest eingebettet war. Schutz avanciert deshalb zur Aufgabe der Allgemeinheit. Die kleine wilde Zusammenstellung von Eigenschaften (Bild drei und vier) scheint im Detail anzudeuten, was es zu schützen gilt und wie dabei vorzugehen ist. Die Vorgabe lautet: „Nichts anrühren!“ Der bauliche Bestand muss bis in die kleinste Spur museal erhalten werden. Doch lässt sich so alleine das Gehäuse retten – Alarm für den dritten Hauptgedanken: Uns geht es wohlweislich um das „Leben“, deshalb darf das Fasnetswirtshaus als Denkmal gar nicht erst in Staub erstarren. Es muss wie ein Biotop gehegt werden, das aus sich selbst heraus lebt.
Das fastnächtliche Kapital Denkmal schreit „Bezahl mal!“ Um für postneoliberale Gemüter, jene also mit den Dollarzeichen in den Augen, wahrnehmbar zu werden, reden wir parallel zu „Denkmal“ mit dem französischen Soziologen Pierre Bourdieu von „Kapital“ – neben ökonomischem von sozialem, kulturellem und symbolischem Kapital. Gemeint sind veranschlagbare Werte, mit denen in einer Gesellschaft ähnlich wie mit Geld – als Phänomen und als „bare Münze“ – gerechnet werden muss und die sich eins ins andere umwandeln lassen. Analog dazu gilt es also, das „historische“, „kommunikative“, „regionale“ oder – wenn nötig – das „Alleinstellungsmerkmals“-Kapital zu ergänzen. Im Fasnetswirtshaus findet sich, es liegt auf der Hand, „fastnächtliches Kapital“ vergraben. In einer anderen Währung ausgedrückt sprechen wir von nichts anderem als von kultureller Identität. Kulturelle Identität kann niemand kaufen. Sie kann sich auch nicht selbst verkaufen. Und sie fällt nicht senkrecht vom Himmel. Das Unfassbare (doppelter Wortsinn!) erscheint so als unbezahlbar (doppelter Wortsinn!). Bild acht auf Moritatenniveau heruntergebrochen: Den Kölner Dom würde niemand einem Parkplatz opfern, auch wenn der vordergründig die besseren Bilanzen liefert. Nicht anders verhält es sich mit den Fastnachtslokalen und den darin wohnenden Vitalelementen der Fastnacht. Erbe verpflichtet. Das neunte Bild Immaterielles Kulturerbe, weltweit Zu weit hergeholt? Sich selbst zu wichtig genommen? Während unsere Idee unter solchen Fragen zur Utopie zu gerinnen droht („sieht schön aus, schmeckt aber nicht“), sind andere schon weiter: „Im Sinne dieses Übereinkommens … sind unter ‚immateriellem Kulturerbe’ die Praktiken, Darbietungen, Ausdrucksformen, Kenntnisse und Fähigkeiten – sowie die damit verbundenen Instrumente, Objekte, Artefakte und Kulturräume – zu verstehen, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Individuen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen. Dieses immaterielle Kulturerbe, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, wird von Gemeinschaften und Gruppen in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, ihrer Interaktion mit der Natur und ihrer Geschichte fortwährend neu geschaffen und vermittelt ihnen ein Gefühl von Identität und Kontinuität.“ Das zitierte „Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes“, so der volle Titel, entstammt der Feder der Generalkonferenz der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, also der UNESCO, veröffentlicht im Jahr 2003 (Inkrafttreten 2006). Grund: Bedrohung der beschriebenen Phänomene. Ziel, ich wiederhole und betone: „Bewahrung“. Die zitierte Stelle lässt sich um gewichtige Begriffe aus dem Konventionstext erweitern: „mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen“, „Sprache als Trägerin des immateriellen Kulturerbes“, „gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste“. So wird deutlich, warum Fastnacht im Sucher des UNESCO-Interesses nach immateriellem Kulturerbe auftaucht. Beispiel: Die Fastnacht aus Imst in Tirol konnte sich in die nationale Liste eintragen, mit Aussicht auf die internationale.
„Es ist nicht sicher, daß es so weitergeht wie bisher; aber viel anders und vor allem schnell anders kann es nur durch Veränderungen werden, die man gemeinhin als Katastrophe beschreibt.“ (Niklas Luhmann) So gesehen haben wir den richtigen Zeitpunkt erwischt. Noch gibt es die Fasnetswirtshäuser, was aber einmal weg ist, kann selbst die UNESCO nicht mehr schützen. Das zehnte Bild Sich selbst tragen Dann ran an den Speck. Bis hier war alles eine schöne Idee, die nur so schön ist wie ihre Ergebnisse: intakte Wirtshäuser mit intakter wilder Fasnet allüberall. Eröffnen wir also einen großen und runden Tisch und versammeln die üblichen Verdächtigen, die für das „fastnächtliche Kapital“ zuständig sind. Wissenschaftler, Fastnachtsethiker, Filmer, Fotografen, Kulturbewusste; Narrenzünfte, Geschichts- und Heimatvereine; überhaupt Vereine als traditionsreiche Garanten von Geselligkeit und demokratischer Selbstorganisation. Der hoch veranschlagte Wert des Fasnetswirtshauses als Denkmal muss Politiker quer durch die Hierarchie anziehen, die dem ländlichen Raum und dem Thema Fastnacht verbunden sind. Impfen wir die Zusammenkunft noch mit den bewährten Bindemitteln „Ehrenamt“ und „Freiwilligkeit“, so sehen wir alsbald eine träge Masse auf uns zurollen, die sich von außen über die Fastnacht legt ... Bei allem Respekt, wir müssen anders vorgehen. Das elfte Bild Innere Wege Zurück auf Los! Bei Kälte schützen wir uns anders als bei Hitze. Und wir schützen uns als Menschen, nicht als Wechselwarme oder als Felltiere. Was, lieber Prediger, will uns dein Exempel sagen? Wir Narren dürfen nicht so tun, als wäre alles wie immer. Heute ist immer nichts wie immer. Fastnacht existierte aber nie freischwebend, sondern immer in der und aus der Gesellschaft heraus. Wenn sie sich auf eine neue gesellschaftliche Umwelt einstellt, muss sie dies nach ihren ureigensten Regeln tun. Fastnacht kann nur von Fastnacht lernen. Soll aber das Fasnetswirtshaus, dieses Symbol für die Fastnacht an sich, erhalten bleiben, muss es sich wandeln. Weniger paradox mag „häuten“ klingen. „Häuten“ heißt auch, der Prozess der Reform muss von innen kommen und wachsen. Dies war der Hauptgedanke Nummer fünf. Das zwölfte Bild Nach oben offene Vorschlagsliste Und trotzdem oder gerade deshalb Vorschlag 1: Wie haben es denn andere gemacht, die mit verwandten Problemen zu kämpfen hatten? +++ Die Aktion „Aufspiela beim Wirt“ des Landesmusikrates re-generiert (!) eine musikalische Wirtshauskultur; beteiligt sind Musikanten, Wirte und Wirtshaushocker. Aus diesem Zusammenhang eine anregende Formulierung: Das Wirtshaus ist die Hochschule der Volksmusik. (Ohne Zweifel: Fasnetswirtshaus = Narrenakademie.) „Musikantenfreundliche Wirtshäuser“ werden zertifiziert. +++ Das Traditionswirtshaus „D’Feldwies“ am Chiemsee konnte wieder eröffnet werden – als Aktiengesellschaft. +++ Das Steirische Volksliedwerk kennzeichnet Menschen mit Buttons: „Ich bin ein Kulturerbe!“ und ernennt sie zu Paten eines ausgesuchten Volksliedes. +++ u.s.w. u.s.f. ... Nach Beendigung von Vorschlag eins habe ich mir übrigens das Motto für diesen Text ausgewählt. Vorschlag 2: Die Biene mit den Spinnenbeinen
Hier bleibt mir zugegebenermaßen nur, fachfremd aus der Hüfte zu schießen. Wir brauchen dreierlei: zunächst den Einzug in Förderprogramme, wodurch die gleichnamigen Gelder in Fluss kommen. Die gesellschaftliche Anerkennung als Wert kann neben der finanziellen Hilfe kaum überschätzt werden. Natürlich braucht es Sponsoren. Welches Vorgehen empfiehlt sich? Aktiengesellschaft? Subskriptionsmodell? Stiftungen? Verein? Dies herauszufinden wird Sache von Professionellen in Finanz- und Rechtssachen sein, die aus solch spinnerten Ideen Funken zu schlagen wissen. Sie haben die Aufgabe, mit kühlem Kopf die Zielgruppen zu erkennen, Rentabilitäten zu errechnen oder den baulichen Bedarf zu beurteilen. Und sie müssen über sensible Antennen dafür verfügen, wie die Leute vor Ort ticken! Wichtig ist es, dass die Rechnungen und Bilanzen die verschiedenen Kapitalsorten berücksichtigen. Unser Modell soll sich selbst tragen und nicht uns reich machen, zumindest nicht reich an Geld. Vorschlag 5: Alle für alle Es muss unserem runden Tisch gelingen, allen Wirten alle Narren zuzuführen. Die Wirte sind für die Narren da – die Narren sind für die Wirte da – und alle gemeinsam sind für die Fastnacht da. Oder anders: Wirtshäuser ermöglichen Fasnet. Fasnet ermöglicht Wirtshäuser. Die Aktion „Rettet die Fasnetswirtshäuser!“ funktioniert also nicht als Projekt um ein einzelnes Lokal herum; sie muss alle Register eines Ortes ziehen und jede Baiz und jedes Närrle euphorisieren. Die Parole spricht im Plural – wir retten alle, auch die intakten, und die Besen – sogar die Nachtcafés. Vorschlag 6: Es schläft ein Lied in jedem Wirtshaus So wie Licht und (abgestandene) Luft gehört Musik ins Wirtshaus. Dieser Hurra-Satz wird viele – aus Erfahrung – abschrecken, denn im Hintergrund macht es schlagartig bum – bum – bum … Warum aber nicht die Erfahrungen des Landesmusikrats in Anspruch nehmen und die Wirtshausmusikanten in die Fastnacht rüberholen? Lassen wir einmal vier, fünf Gruppen durch unsere Tempel rotieren. – Ich bin überzeugt, so mancher Musikant packt, nachdem er den vorliegenden Text bis exakt zu dieser Stelle verfolgt hat, jetzt bereits den Koffer, um sich auf den Weg zu uns zu machen.
Zugegeben, die Vorschläge eins bis sechs habe ich mit meiner eigenen Fasnet vor Augen entwickelt (und falls von Interesse, das eingangs schon angetippte Lieblingswirtshaus steht in Mühlheim an der Donau). Doch wer schon auf dem Kirchturm steht, kann auch gleich ins Land blicken, und so rufe ich, so weit man mich hören kann, mit den Worten der blutjungen Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger: „Wer ist noch da, wo sind sie, und mit wem kann ich mich verbünden?“ Wie verbünden? Hiermit rege ich ein Narrentreffen der immateriellen Fastnacht an und gebe gleich das Copyright auf die Idee frei. Man muss freilich verschärft formulieren: Versammlung der Maschgera, der frei Verkleideten, selbst Erschaffenen, der Aufsager, Dichter und Sänger. Treffen der Immateriellen. Als Ort eines ersten Maschgera-Treffens stelle ich meinen Heimatort zur Verfügung, auf dass es ihm nutze. Das dort angesiedelte Gefüge aus Wirtshäusern und wilder Fasnet bietet sich an, denn wir sind ziemlich immateriell bei mir zu Hause. Und danach wandern wir weiter, auf dass es anderen und der Fastnacht nutze. Das fast letzte Bild Schaf! Fen! Das deutsche Verb schaffen verfügt durch seine wortgeschichtlichen Wurzeln über drei Bedeutungsebenen. Zuerst: „zustande bringen“, dann „hervorbringen“ und nicht zuletzt schwäbisch „schaffe“. Wenn wir „es schaffen wollen“, müssen wir zuerst ein Bewusstsein für den Wert der Fastnachtswirtshäuser zustande bringen und in der Öffentlichkeit verankern; wir müssen neue Ideen hervorbringen, um Altes beweglich zu halten, und wir müssen aus neuen Ideen neues Handeln werden lassen. Und dann halt schaffe, mache, doa ... Rettet die Fasnetswirtshäuser! Das schönste Bild Achso … Eine meiner Befragten rief mir noch zu: Ach so, was es noch braucht, ist natürlich hektoliterweise Herzblut. Und die Leidenschaft der Liebenden. Und den Mut der Verwegenen. Und die Echtheit eines Rosses. Sowieso. Wer macht mit? www.narri-narradio.de |
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