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Konrad Wernet, Elzach
Peter Haller Der Holzbildhauer Konrad Wernet aus Elzach, dem weithin für seine urwüchsige Fasnet bekannten Narrennest im Schwarzwälder Elztal, ist einer der erfahrensten und angesehensten Maskenschnitzer im ganzen Land. Die Abnehmer seiner Masken oder Larven, wie sie in Elzach heißen, kommen nicht nur aus dem Schwarzwald, sondern aus dem gesamten Einzugsgebiet der schwäbisch-alemannischen Fasnacht und darüber hinaus, vom Ober- und Hochrhein bis nach Oberschwaben, vom Bodensee bis Heidelberg, ja selbst ins Elsaß und in die Schweiz hat er schon Larven an Sammler und Museen verkauft. Für über 80 Zünfte ist er heute tätig, oft vom ersten Entwurf bis zum letzten Anstrich der fertigen Maske. Früh zeichnete sich bereits der spätere Werdegang des 1939 geborenen Wernet ab. Vom Vater, der das Schnitzen als Liebhaberei betrieb, bekam er wohl das Talent in die Wiege gelegt und, schon von klein an von den Fratzen und Gfrissen der Elzacher "Schuttignarren" fasziniert, verbrachte er als Schuljunge viele Stunden in der Werkstatt des legendären Altmeisters Josef Tränkle in Elzach, um ihm beim Schnitzen von Larven, Madonnen und Krippenfiguren zuzuschauen. "Da war mir klar, dass ich auch mal Schnitzer werden will." 1953-56 absolvierte er also dort seine Lehre und arbeitete anschließend noch weitere 10 Jahre in derselben Werkstatt als Geselle. Von 1966-68 studierte er vier Semester an der Bildhauerschule in Freiburg, wo er 1968 die Meisterprüfung ablegte, um sich danach selbständig zu machen. Bedingt durch seine Verwurzelung in der heimischen Fasnet, aber auch den anhaltenden Fasnachts-Boom der vergangenen Jahrzehnte lag und liegt der Schwerpunkt des Schaffens von Konrad Wernet im Bereich der Larvenschnitzerei. Die Narrenzünfte landauf, landab sind seine besten Kunden, wenngleich er immer noch am liebsten Schuttiglarven schnitzt, an denen sein Herz hängt, wie er gesteht. Wie könnte es bei einem eingefleischten Elzacher auch anders sein! Unzählige traditionelle Larven – neben den Schuttiglarven beispielweise auch Villinger und Rottweiler Larven -, aber auch zahlreiche Neukreationen, Hexen, Teufel, allerlei Getier und sagenumwobene Gestalten, mit vielfältigen Gesichtsausdrücken und Grimassen – von dämonisch über dümmlich-naiv bis grotesk, gewitzt oder lieblich lächelnd – sind über die Jahre unter seinen Händen entstanden. Auf Wunsch entwirft er auch komplette Narrengestalten samt Larve und Gewand, wie etwa den Burgnarren aus Neufra oder die Aichhalder Hexe. Allerdings schränkt er ein: "Wenn jemand kommt und will von anderen Zünften abkupfern, das mache ich nicht. "Wernet, der auch heute an der Fasnet noch gerne in den feuerroten Schuttiganzug schlüpft und sich eine seiner Larven mit dem berühmten Schneckendreispitz über den Kopf stülpt, so wie er es von Kindesbeinen an getan hat, fällt es nicht schwer, sich in die Wünsche der Narren hineinzudenken. So sehr ist er diesem alten Brauchtum verbunden, dass er nach eigener Aussage ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn er nicht wenigstens an einem Tag während der Fasnet bei den rund 2000 anderen Schuttignarren dabei ist. Ihm wird nachgesagt, er könne in die Seele des Narren blicken und danach das für diese allein zutreffende Narrengesicht schaffen. Hierbei, wie bei seinen sonstigen Werken, schöpft er sicherlich auch aus den reichen volkstümlichen und religiösen Quellen seiner Schwarzwälder Heimat, die selbst in unserer modernen Zeit noch teilweise von endlos scheinenden Wäldern, abgeschiedenen Bauernhöfen und einer besonderen Nähe zwischen Mensch und Natur geprägt ist. "In solchen Regionen sind die Menschen für Religiosität und die Ausdrucksform des Schnitzens empfänglicher", so Wernet. In seiner Werkstatt, die er mit einem Kanonenofen beheizt – Holzspäne als Brennmaterial sind ja zur Genüge vorhanden – findet sich alles, was er für sein Handwerk braucht: eine Werkbank, zwei Bandsägen, eine Hobelmaschine, Kohlestifte und einige Dutzend Schnitzmesser, vom Flacheisen bis zum Geisenfuß, und reichlich abgelagertes Holz. Wie gemeinhin üblich, verwendet auch Wernet vorwiegend Lindenholz für seine Larven. Es ist kurzfasrig, reißt daher nicht so schnell, ist gut zu bearbeiten und weist keine auffallende Maserung auf. Aus einem groben Block werden zunächst die Profillinien der zuvor skizzierten Larve maschinell ausgesägt, die überlangen Nasen, ein hervorstehendes Kinn oder die gerunzelte Stirn bekommen so erste Konturen, damit anschließend in vielstündiger Feinarbeit eine ausdrucksvolle Larve entstehen kann. Nur wenn die nötige Holzstärke nicht verfügbar ist, leimt er etwa eine Nase auf. Das fertige Stück bemalt er auch, sofern es lasiert oder gebeizt werden soll. Ölfassungen überlässt er einem Maler. Die Elzacher Larven werden im übrigen nicht wie etwa die Rottweiler oder Villinger innen lackiert. Der Grund hierfür, so Wernet, liegt im unterschiedlichen Ablauf der Fasnacht. Der Elzacher Schuttig setzt seine Larve, im Gegensatz zu vielen anderen Narren, oft zwei Tage lang fast nicht ab, außer zum Essen und Trinken in einem so genannten "Schuttigzimmer", zu dem nur Schuttige Zutritt haben. D.h., er schwitzt sehr viel und hat nur wenig Gelegenheit, sich zwischendurch mal abzukühlen. Wäre die Innenseite der Larve lackiert, so würden Schweiß und Kondenswasser unablässig aus der Maske herauslaufen, kinnabwärts. Beim Larvenschnitzen legt Wernet Wert auf saubere Arbeit, auf gute Linienführung. Man sollte sich, betont er, für dieses Geschäft Zeit lassen und lieber etwas weniger, doch dafür gut arbeiten. 1 bis 2 Tage braucht Wernet in der Regel für eine Larve. 150 bis 200 entstehen so Jahr für Jahr. 200 bis 250 Euro kostet beispielsweise eine Schuttiglarve, je nach Arbeitsaufwand und Holzverbrauch. Von der Vielseitigkeit und Phantasie dieses Künstlers zeugen jedoch auch seine sakralen und anderen profanen Arbeiten wie Madonnen, Kruzifixe, Grabmäler, Brunnen, Lebenstafeln oder Porträtreliefs, die er teils nach eigenen Entwürfen, teils nach alten Vorlagen fertigt. "Allerdings kann man an so einem Werk nicht acht Stunden hintereinander arbeiten; das braucht Zeit, die richtige Stimmung und Ruhe". Als herausragendes Beispiel ist hier die originalgetreue Kopie der in den 1970er Jahren gestohlenen Madonna in der Wallfahrtskirche Hörnleberg im Elztal zu nennen. Bei zahlreichen Ausstellungen, auf Landes- und Bundesgartenschauen, ja selbst beim Kanzler-Sommerfest konnte Konrad Wernet in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder einen Querschnitt seines Schaffens einem breiteren Publikum, z.T. mit Handwerks-Demonstration, zugänglich machen. Für seine Kunden und sonstige interessierte Besucher hat er vor etwa ein Jahr einen Ausstellungsraum an der Elzacher Hauptstraße eröffnet. Ans Aufhören denkt der 61jährige noch lange nicht: "Ganz aufhören kann man in meinem Beruf gar nicht. Wenn es keine gesundheitlichen Probleme gibt, mache ich weiter, solange es geht." An Arbeit mangelt es ihm jedenfalls nicht. Nicht selten werden die letzten Larven erst am Fasnetssonntag fertig. Kaum ist dann der Aschermittwoch gekommen und der Schuttiganzug ausgezogen, so beginnt schon wieder die Arbeit für die kommende Fasnet. Was kann es für einen überzeugten Narren Schöneres geben, als das ganze Jahr über für die Fasnet zu leben. In diesem Sinne "Trallaho!", wie es in Elzach zur Fasnetszeit heißt. (veröffentlicht in "Narri-Narro" 1/2001) Kontakt: Konrad Wernet, Bildhauermeister Wittenbachstr. 53 Haupstr. 34 79215 Elzach Tel.: 07682 8740 E-Mail: konrad.wernet@web.de Homepage: www.holzbildhauerei-wernet.de Larven von Konrad Wernet |
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