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Mummenschanz im Kirbachtal von Karin Gessler In der Frühe des Fasnetssamstags stürmen schwarze und zottelige Gesellen zum Vergnügen der Zuschauer, vemummt, laut peitschenknallend und kuhglockenscheppernd durch die Dörfer des Kirbachtals. Die Urzeln aus Siebenbürgen brachten das Kunststück fertig, das über Jahrhunderte hinweg aller Narretei abholde Sachsenheim zur nordöstlichsten Bastion der schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte zu machen. Dabei hatten die Urze
Die Urzeln tragen ein Kostüm aus grober weißer Sackleinwand, auf das in dichten Reihen Lappen aus schwarzem Stoff aufgenäht sind. Die bemalte Maske besteht aus feinem Maschendraht und ist mit Pelz verbrämt. Den Hinterkopf verdeckt ein ebenfalls mit schwarzen Flecken besetztes Kopftuch, unter dem ein mit Schleifen geschmückter, langer Hanfzopf herauslugt. Unverzichtbar sind das große weiße Taschentuch, das links an der Brust angeheftet wird, weiße Handschuhe und schwarzes Schuhwerk. Darüber hinaus braucht jeder Urzel seine Lärmwerkzeuge: Kuhglocken, die „Korbatsche“ (Peitsche) und Ratschen. Für die – vor allem weiblichen – Zuschauer, die „in die Peitsche genommen“ wurden, ist die Quetsche interessant, in die mehrere süße Krapfen geklemmt werden, die die Urzeln als Dank für ein Tänzchen verteilen.
Mittlerweile kann man durch das feine Drahtgeflecht der Masken immer öfter reinstes Schwäbisch hören, die Urzeln sind im Kirbachtal heimisch geworden – auch ganz offiziell: Seit 1987 ist die Sachsenheimer Urzelnzunft Vollmitglied in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte und gehört zur Fasnetslandschaft Neckar-Alb. Nachwuchssorgen kennt man hier nicht, 250 Urzeln treffen sich alljährlich zum Urzelntag in Sachsenheim. In Agnetheln selbst fand dagegen 1990 die letzte Urzelparade statt. Nach der großen Ausreisewelle 1989/90 leben nur noch wenige Siebenbürger Sachsen im Ort, und so ist der Urzeltag in Sachsenheim für viele Agnethler zu einem Heimattreffen geworden. S
für die Kürschner der Bär und sein Treiber sowie Urzeln, die die prächtige Kürschnerkrone tragen – ein großes Rad mit vier Füchsen geschmückt, die jeweils einen Marder im Maul haben –, und zuletzt die Reifenschwinger aus der Fassbinder- und Küferzunft. Den Traditionsfiguren folgt mit Getöse der große Pulk der Urzeln, die mit den Zuschauern am Straßenrand manchen Schabernack treiben. Vor der malerischen Kulisse des Sachsenheimer Schlosses werden die Urzeln vom Bürgermeister begrüßt und die Traditionsfiguren führen ihre Tänze auf. Dann zieht der Zug weiter zur evangelischen Kirche, wo sie vom Pfarrer im Urzelkostüm und mit launigen Versen empfangen werden. Zum Dank wird auch ihm ein Ständchen gebracht und noch einmal getanzt. Am Nachmittag sind die Urzeln in kleinen Gruppen (Parten) unterwegs und machen Hausbesuche, bei denen es lustig zugeht, wie der traditionelle Begrüßungsvers des Partenführers zeigt:
„Wir wünschen Glück in diesem Haus, wir treiben mit Schelle und Peitsche die Sorgen und den Ärger aus. Unsere Lieder und Witze kann jeder hören. Und dass wir euch besuchen kommen beweist, dass wir euch ehren.“
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