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Narrengold
Aus den Schmuckschatullen der Zunftmeister Andreas Dangel
Narrenorden waren zu Beginn des organisierten Karnevals in Köln als satirisches Pendant zu den hochoffiziellen preußischen Militärorden gedacht – doch fanden sie, neben Prinz Karneval gegen Ende des 19. Jahrhunderts, spätestens aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts Einzug in den Wirkungskreis der schwäbischen und alemannischen Narrenzünfte. Leider gingen viele dieser frühen Stücke in den Wirren der beiden Weltkriege verloren. Manche aber überstanden nicht einmal ihren ersten Schmotzigen Donnerstag. Aus der Golestadt Riedlingen wird aus dem Jahr 1908 überliefert, dass das allererste, ausschließlich für die Narrenräte hergestellte Insignium närrischer Würde zu einem so starken Anziehungspunkt gerade bei den Närrinnen wurde, dass vom Orden schon am Mittag des Schmotzigen nichts mehr außer einem edlen Samtband übrig war. Der Halsorden, erwähnenswerterweise von einem örtlichen Konditormeister aus Schokolade gefertigt, wurde den hohen Räten schlichtweg vom Hemdkragen weggefressen! Es ist müßig zu berichten, dass die Narrenzunft für ihre Würdenträger auf die Folgefasnet einen weit weniger genießbaren Orden aus Kupferblech herstellen ließ.
So wichen im Laufe der 60er-Jahre die bislang üblichen Sternformen, die ja deutlich der alten militärischen Ordenstradition entstammen, immer mehr freien Formen, und auch das Grundmaterial veränderte sich. Ausnahmen hierin stellen Verdienstorden, wie der 1905 gestiftete Hans-Kuony-Orden 1. Klasse dar. Unverändert bis zum heutigen Tage gehört er wohl zum begehrtesten und schönsten närrischen Dekorationsobjekt, nicht nur in Stockach.
Es ist zu vermuten, dass die Herstellung des Ordens haarscharf vor dem Austritt der drei sogenannten Rebellenzünfte aus der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte lag. Oder war es ein künstlerischer Seitenhieb auf die Kritik dieser drei Zünfte an der stetig wachsenden Zahl an Narrentreffen? Nach mehr als 50 Jahren lässt sich dies genauso wenig recherchieren wie die Reaktion der Zunftmeister bei der Verleihung des Ordens. Im Jahre 2008 jährt sich zum achtzigsten Male die erste närrische Zusammenkunft mehrerer Zünfte. Hermann Eris Busse war sich wohl nicht bewusst, was er auslösen würde, als er 1928 zum ersten oberdeutschen Narrentreffen nach Freiburg einlud. Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte allein, hat bis zum heutigen Tage 22 Große Narrentreffen veranstaltet und zur nächsten närrischen Bestandsaufnahme treffen sich die Narren vor der kommenden Fasnet in Bad Waldsee. Seit dem Großen Narrentreffen in Rottenburg 1952 finden diese Zusammenkünfte aller im ältesten Narrenverband zusammengeschlossener Zünfte im vierjährigen Turnus statt. Wurden an den Narrentreffen zwischen 1929 in Villingen und 1935 in Offenburg noch keine speziellen Orden verliehen, so findet sich der erste Orden zu einem schwäbisch-alemannischen Narrentreffen 1936 in Oberndorf.
Der Viererbund, zu dem sich die Überlinger Hänsele bekennen, ist in der Ordensfrage zweigeteilt. Während die Narrenzünfte aus Überlingen und Oberndorf ihre Narren für langjährige Treue auszeichnen, kennt man in Elzach und Rottweil keine Ehrenzeichen, was in Sammlerkreisen eine ziemliche Unruhe auslöst. Sammler gibt es viele und gerade der Viererbund steht in sehr hohem Interesse. Dies zeigt sich verstärkt auch in der Internetbörse eBay. Hin und wieder tauchen dort Angebote von Narrenorden auf, die – sollten die zu versteigernden Objekte aus einer der vier Städte stammen – zu horrenden Summen ersteigert werden.
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